Goethe & Blog

 

Ein Blog ist ein Blog ist ein Blog – Wenn Goethe bloggen würde

 

Was wäre, wenn Goethe bloggen würde?

 

Wären dann alle Blogs Literatur? Oder Goethe ein Dilettant?

 

Mit dieser Frage könnte man bestimmt zahlreiche Kulturseiten deutscher Blätter quälen, die wiederum mit gigantischen Bleiwüsten ihre Leser quälen würden. Falls die das überhaupt lesen. Aber scheinbar wird immer noch gerne gelesen, ob Blogger dem Journalismus Konkurrenz machen, ja ihn in seinen Grundfesten erschüttern.

 

Tun sie es? Tun sie es nicht? Falsche fragen bringen falsche Antworten. Natürlich kann ich an meinem Auto eine Sicherung auswechseln, sogar zur sportlichen Ertüchtigung die Winterreifen tauschen. Vielleicht kann ich sogar noch etliches an meinem Wagen reparieren. Aber nimmt mich deswegen jemand als Automechaniker ernst? Vertraut mir deswegen ein guter Deutscher sein heißgeliebtes Automobil, statt einem Spezialisten, der für teure Stundenlöhne regelmäßig nachgeschult wird? Es gibt brillante Blogger und langweilig schreibende Journalisten. Es gibt Blogger, die mindestens so intensiv wie ein Journalist recherchieren. Aber sind diese Beispiele übertragbar?

 

Eine Antwort muss man darauf kaum geben. Hier der klassische Blogger, dort ein professioneller Apparat, der es gewohnt ist Informationen zu sammeln, sie zu prüfen und zu bewerten. Das gilt selbst für das Gossen-Boulevard. Naserümpfen ist hier OK, aber der Mist, der tagtäglich in diese Niederungen eingepasst wird, an dem wird richtig gearbeitet. Dem Zufall überlässt man dort wenig. Was nicht stimmt, wird stimmend gemacht.

 

Eine ideale Einfallschneise für Blogger. Blogs können somit den klassischen Journalismus ergänzen. Sie können noch viel mehr. Von der Meinungsäußerung bis zur Darstellung von Fachthemen. Sie können natürlich auch von Journalisten gemacht werden, was sich bei Corporate Blogs empfielt, aber dass sie der Presse zur Konkurrenz heranwachsen, das sehe ich nicht. Entweder muss dann die Presse so schlecht sein – oder sie verkauft ihre Themen und Nachrichten als Blogs.

 

Aber wären das noch Blogs? In der Blog-Debatte lebt letztendlich die alte Internet-Diskussion auf, ob das Netz die klassische Presse verdrängen kann. Kann sie nicht, wie wir feststellen. Aber sie hat sie in einigen Bereichen verändert oder ins Netz geholt. Die meisten Verlage haben die Kraft des Internets inzwischen erkannt und nach langen, oft teuren Experimenten zum Teil schon erfolgreich genutzt. Einige haben sich sogar auf die Blog-Wiese gewagt. Aber ersetzt dies den großen Rest? Und können Millionen von Tagebüchern, rasch hingeworfenen Meinungen oder Eindrücken die Funktion der Presse ersetzen?

 

Wie verlässlich sind die Infos in den Blogs? Welchen Nutzwert haben sie? Welche Liefersicherheit an Infos bieten sie? Dabei will ich nicht unterbewerten, dass es hochprofessionelle Blogs gibt, die mit ihren Themen, ihrer Kompetenz und ihrer Qualität viele Leser anziehen, binden und eine fruchtbare Kommunikation anstoßen. Ihre Beiträge stehen oft denen von Journalisten in nichts nach. Viele mag ich nicht missen, doch auf eine professionell gemachte Tageszeitung oder ein Magazin, auf deren Informationsvielfalt und -breite ebenso wenig.

 

Missen mag ich auch keine aufwändigen und teuren Recherchen, die nur bezahlbar sind, wenn Hunderttausende bereit sind eine Ausgabe zu kaufen. Auch bei diesem Beispiel können Blogs wieder eine wichtige Funktion übernehmen – Tendenzjournalismus, Fehler und Manipulationen fliegen durch sie im Idealfall schnell auf.

 

 

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